14.09.2023 | Africa-UniNet

Afrika zu Gast an der ÖAW

Forschungsergebnisse afrikanischer und österreichischer Wissenschaftler:innen wurden in Wien an der ÖAW präsentiert. Die Bandbreite reichte am „Africa-UniNet“-Treffen von Umwelt- und Naturschutz über Wasser- und Agrarforschung bis hin zu Öffentlicher Gesundheit und Bildung.

Laborarbeit an der Egerton University in Kenia. © Nina Zuckerstätter

22 Forschungsprojekte wurden an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien von afrikanischen und österreichischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorgestellt. Rund 140 Repräsentantinnen und Repräsentanten aus 18 Ländern und 70 Institutionen sind im Rahmen der 3. Generalversammlung des Universitätsnetzwerks „Africa-UniNet“, organisiert vom OeAD, zwischen 13. und 15. September 2023 in Österreich. Niemals zuvor haben sich so viele Vertreter:innen afrikanischer Wissenschaftsinstitutionen mit österreichischen Wissenschaftler:innen getroffen. Das Africa-UniNet (Austrian-African Research Network) wurde 2019 vom Wissenschaftsministerium (BMBWF), dem OeAD als nationale Bildungs- und Internationalisierungsagentur sowie der Universität für Bodenkultur (BOKU) initiiert. Das Netzwerk ermöglicht institutionelle und persönliche Kontakte und Kooperationen zwischen Österreich und afrikanischen Ländern.

17 afrikanische Länder an Bord

Derzeit arbeiten Universitäten aus 17 afrikanischen Ländern mit österreichischen Hochschulen zusammen, um wissenschaftliche Ergebnisse zu erzielen, welche die schrittweise Realisierung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals - SDGs) unterstützen. Momentan wird das Netzwerk von 67 Mitgliedsorganisationen getragen, 26 davon aus Österreich, 41 aus insgesamt 17 afrikanischen Ländern – die regionale und disziplinäre Streuung ist dabei beeindruckend: Es laufen derzeit mehr als 60 Projekte, wobei rund 100 wissenschaftliche Themenfelder an den jeweiligen Forschungen beteiligt sind. 1,5 Millionen Euro sind bislang vom BMBWF für Forschungsaktivitäten im Rahmen dreier Ausschreibungen zur Verfügung gestellt worden. Die vierte Ausschreibung läuft aktuell noch bis Ende November.

Auf dem Programm der Generalversammlung an der ÖAW stehen neben den Eröffnungsstatements hochkarätige Keynote-Lectures, Projektergebnis-Präsentationen in Panel Sessions und Workshops zu den Themenfeldern Bildung, Kunst und Wissensproduktion, landwirtschaftliche Forschung und Ernährungssicherheit, Wasser- und Umweltwissenschaften, Gesundheitswesen und Gemeindeentwicklung.

Mit Forschung vom Reden ins Tun kommen

„Die österreichische Bundesregierung hat den Ausbau der Zusammenarbeit mit Afrika als strategisches Ziel im Regierungsprogramm festgelegt. Dazu hat das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung spezifische Förder- und Vernetzungsinitiativen gestartet. Eine davon ist das Forschungsnetzwerk Africa-UniNet, das auch eine Förderschiene für Kooperationsprojekte enthält. Mittlerweile wurden über 60 Projekte des Netzwerks gefördert. Unser Ziel ist es, Kapazitätsbildung vor Ort zu unterstützen und durch Forschung einen Beitrag zur Lösung regionaler Probleme zu leisten, die häufig Auswirkungen globaler Entwicklungen sind. Damit tragen wir auch zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) bei, unter anderem durch die Verminderung der Abwanderung und den Aufbau von Kapazitäten im Globalen Süden“, so Bundesminister Martin Polaschek.

OeAD-Geschäftsführer Jakob Calice hebt hervor: „Unser Ziel als Österreichs Internationalisierungsagentur ist es, die Zusammenarbeit zwischen österreichischen Hochschulen und Universitäten in Afrika zu intensivieren. Africa-UniNet ist daher auch die Antwort auf den steigenden Wunsch nach Zusammenarbeit mit den Ländern Afrikas. Somit wurde mit Africa-UniNet ein ideales Netzwerk geschaffen, das Kontaktmöglichkeiten mit afrikanischen Hochschulen bietet und gleichzeitig auch erste kleinere Forschungskooperationen finanziert. Mittelfristig zielen wir auf konstante enge Kooperationen und größere Projekte im Rahmen von Erasmus+ oder Horizon Europe ab. Der Fokus der Forschungskooperationen liegt für uns im Bereich der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs).“

Hubert Hasenauer von der Universität für Bodenkultur und derzeitiger Präsident von Africa-UniNet resümiert: „Wir freuen uns über das enorme Interesse, das dem Netzwerk von sehr unterschiedlichen wissenschaftlichen Institutionen und von vielen Forscherinnen und Forschern – die ein breites disziplinäres Spektrum sowohl in den Naturwissenschaften als auch in den Sozialwissenschaften abdecken – entgegengebracht wird. In Zeiten multipler Krisen ist transdisziplinäre und transnationale Forschung wichtiger denn je. Abgesehen von der Bedeutung wissenschaftlicher Ergebnisse für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft trägt Africa-UniNet auch zu einem tieferen kulturellen Dialog bei, der Grenzen überwindet und Kontinente näher zusammenrücken lässt.“

ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt: „Vom Reden ins Tun zu kommen, war mir 2019 bereits wichtig. Wir können einen Kontinent mit fast 1,5 Milliarden Menschen nicht so einfach beiseite schieben und nur in nationalen Perspektiven denken. Am Ende dieses Jahrhunderts werden 40% der Weltbevölkerung in Afrika leben. Wir müssen kooperieren und mit Wissenschaft und Forschung geht das am einfachsten, weil es keine ernsthaften politischen Vorbehalte gibt. Ich freue mich daher sehr, dass sich die Wissenschaftskooperationen zwischen den afrikanischen und österreichischen Institutionen so gut entwickeln und die Akademie der Wissenschaften Ort der diesjährigen Generalversammlung ist. Wir müssen in dem Bereich mehr tun als bisher und die ÖAW unterstützt das Netzwerk daher nachdrücklich.“ 

Von Digitalem Lernen bis Mykotoxin

Zwei Beispiele illustrieren die hochwertige Forschung im Rahmen des Netzwerks und deren Beitrag zur Lösung von Problemen vor Ort.

Digitales Lernen in Afrika – das hat nicht zuletzt die COVID-19-Krise gezeigt – hat enormes Potential und kann die Bildung auf dem gesamten Kontinent revolutionieren. Durch die Nutzung von Technologie und Internetkonnektivität kann digitales Lernen den Zugang zu Bildung in abgelegenen und unterversorgten Gebieten verbessern. Durch personalisierte und interaktive Anwendungen und innovative Tools kann auch die Qualität der Lehre verbessert werden. Ein Africa-UniNet-Projekt der Universität Innsbruck, der Debre-Markos-Universität in Äthiopien und der Redeemer's University in Nigeria hat die Entwicklung einer speziellen digitalen Lern-App für den Englischunterricht an weiterführenden Schulen in Afrika zum Ziel. Das Projekt verbindet aufgabengestützte Aktivitäten mit bestehenden strukturierten Englischlehrplänen in Nigeria und Äthiopien, um den Kontakt der Schüler:innen mit dem Sprachgebrauch in der realen Welt zu verbessern.

Mykotoxine sind in manchen Regionen Afrikas ein großes Problem im Zusammenhang mit der Getreideernte. Diese giftigen Verbindungen werden von bestimmten Schimmelpilzen produziert, die Nutzpflanzen, insbesondere Mais, Sorghum und Erdnüsse kontaminieren können. Schlechte Handhabung nach der Ernte, schlechte Lagerungspraktiken und unzureichende Trocknungsbedingungen tragen zum Vorkommen von Mykotoxinen bei und stellen ernste Gesundheitsrisiken und wirtschaftliche Verluste in der Region dar. Maria Angula von der Universität von Namibia präsentiert ihre Studie zur Mykotoxin-Kontamination in Nahrungsmittelpflanzen, insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit von Kindern in ländlichen Haushalten. Mittels Chromatographie und Massenspektrometrie wurden die Mykotoxinwerte in häufig verzehrten Lebensmitteln bestimmt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die ernährungsbedingte Belastung die empfohlenen Grenzwerte überschreitet und ein potenzielles Gesundheitsrisiko für Kinder darstellt. Um dieses Problem anzugehen, werden nun Maßnahmen ausgearbeitet.

 

AUF EINEN BLICK

Das gesamte Programmbooklet der Africa-UniNet-Generalversammlung inklusive der Forschungsprojekte ist unter folgendem Link verfügbar:

Africa-UniNet 3rd GA | Programme booklet.